Update 17.03.2024: In einer vorangegangenen Version des Artikels gingen wir noch davon aus, dass nur ein Teil der Maulbeerbäume gefällt wurden. Nach einer erneuten Ortsbesichtigung ist nun klar: Inzwischen wurden alle Maulbeerbäume wurden gefällt. Bei einigen sieht es zwar auf den ersten Blick so aus als würden sie noch stehen, jedoch sind sie wegen der umstehenden Bäume nur nicht umgefallen. Wir haben den Artikel dementsprechend geändert!
Weil wir gerade gestern bei gefällten Bäumen waren… Auch in der Zehdenicker Straße haben vor einigen Tagen Baumfällungen zu einiger Aufregung bei den Anwohnerinnen und Anwohnern geführt. Hier wurden die 90 Jahre alten Maulbeerbäume gefällt. Man kann davon ausgehen, dass der Investor, der gerade das Gelände zwischen Zehdenicker Straße und Havelpark entwickelt, für diese Fällungen eine Genehmigung hatte. Zumindest hatte er schon vor einiger Zeit in der Stadtverordnetenversammlung davon gesprochen, dass er eine Fällgenehmigung hat.
Die meisten Bäume, die gefällt wurden, machen den Eindruck, dass sie wirklich nicht zu retten waren. Viele sind innen hohl, wie man auch auf den Fotos sieht. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass Maulbeeren eine unglaubliche Regenerationsfähigkeit haben. Oftmals wachsen aus stark beschnittenen oder auch gefällten Bäumen neue Bäume heran.
Das heißt aber nicht, dass die Maulbeerallee für immer verloren ist! Aktuell gibt es einen rechtsgültigen Bebauungsplan, der vorsieht, dass die Maulbeerallee erhalten und sogar eine zweite Baumreihe gepflanzt werden muss. Obwohl der Bebauungsplan bereits seit 2020 gilt, ist von einer zweiten Baumreihe nichts zu sehen und auch Baumpflegarbeiten haben in der Vergangenheit augenscheinlich nicht stattgefunden. Der Investor strebt nur eine Änderung des geltenden Bebauungsplans an, in dem die Maulbeerallee nicht mehr vorhanden ist. Stattdessen soll dort ein Grünstreifen entstehen, der keiner ist: Der Investor hat die Grundstücke bereits so parzelliert, dass sie bis direkt an die Zehdenicker Straße reichen. Entlang der Straße können dann die Grundstücke ganz normal mit einem Zaun eingefriedet werden. Sie dürfen dort nur nicht bebaut werden.
Das nennt er dann „Grünstreifen“. Wir nennen es irreführende Mogelpackung zur Gewinnmaximierung! Denn so lässt sich für den Investor viel mehr Grundstücksfläche verkaufen. Eine Maulbeerallee für die Allgemeinheit bringt halt kein Geld und müsste auch noch gepflegt werden. Sollte der Bebauungsplan so beschlossen werden, wird es hier nie wieder eine Maulbeerallee geben. Und selbst die noch stehenden Eschen werden im besten Fall hinter Zäunen verschwinden, im schlimmsten Fall werden auch sie noch gefällt. Und natürlich wird es dann auch keine Nachpflanzungen mehr geben, da es keine Verpflichtung gäbe und Maulbeerbäume nicht einmal mehr in der Pflanzliste im Bebauungsplan auftauchen.
Doch warum sind Maulbeerbäume so wichtig? Die einen sagen, die gehören nicht nach Deutschland, weil sie keine einheimischen Bäume sind. Ich sage: Sie sind ein wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft in Brandenburg! Sie wurden seit über 300 Jahren kultiviert, weil sie der Seidenproduktion dienten. Die Maulbeere ist die Nahrungsquelle des Seidenspinners. Friedrich II. forcierte die Seidenproduktion und während seiner Regentschaft vergrößerte sich die Zahl der Maulbeerbäume in Brandenburg auf 600.000 Exemplare. Da seine Nachfolger die Seidenproduktion nicht mit solcher Vehemenz verfolgten, sank die Zahl der Bäume beständig. Heute gibt es nur noch wenige Maulbeeralleeen in Brandenburg. Es sind eben nicht nur knochige alte Bäume, die in ihren Höhlen Fledermäusen eine Heimstatt geben, sondern sie sind lebendige kulturhistorische Zeugnisse der Geschichte des Landes. Und auch deshalb sollten wir alles dafür tun, sie auch in Fürstenberg zu erhalten bzw. nun eine neue Allee zu pflanzen!
Übrigens hat es bei dem Investor Methode, den Bewuchs zu entfernen, um mehr Grundstücksfläche verkaufen zu können. Auch der im gültigen Bebauungsplan als Flächen für Wald ausgewiesene Streifen im östlichen Bereich soll entfallen und auch hier wurden anscheinend schon Rohdungen vorgenommen. Auch hier sind die Grundstücke über diesen Streifen parzelliert und nach Beschluss des Bebauungsplans können auch die restlichen verbliebenen Bäume weichen.
Und so wird die Attraktivität der Stadt der Profitgier eines Investors geopfert. Aber noch kann man was dagegen tun: Noch ist der Bebauungsplan nicht beschlossen. Die förmliche Einwohnerbeteiligung hat zwar bereits stattgefunden, die Stadtverordnetenversammlung hat aber noch nicht endgültig entschieden. Wir vermuten, der Investor will, dass der endgültige Beschluss noch vor der Kommunalwahl, also voraussichtlich Ende Mai, die Stadtverordnetenversammlug passiert.
Wenn Sie also wollen, dass die gefälltem Maulbeerbäume nachgepflanzt sowie eine zweite Baumreihe gepflanzt werden muss, können Sie jetzt etwas tun: Sprechen Sie die Stadtverordneten an, schreiben Sie ihnen, kommen Sie zu einer der nächsten Stadtverordnetenversammlungen und stellen Sie dazu eine Anfrage in der Einwohnerfragestunde! Ohne Druck aus der Einwohnerschaft wird der Bebauungsplan so beschlossen und dann wir es keine Maulbeerallee in Fürstenberg mehr geben.